Des Künstlers Tumult. Darstellungen in den frühen Erzählungen Thomas Manns

Location

Turfler Room, Memorial Center, Illinois Wesleyan University

Start Date

6-4-2012 5:30 PM

End Date

7-4-2012 6:30 PM

Description

Die auffallendste Eigenschaft der frühen Werke Thomas Manns ist ohne Zweifel die Dichotomie von Künstler und Bürger. In allen Fällen dieser frühen Werke nimmt der Künstler eine besondere Stelle ein, die ihm ermöglicht, die Außenwelt, von der er ausgeschlossen ist, zu beobachten und zu beurteilen. So ist dies auch der Fall in „Der Bajazzo“ (1897), „Tonio Kröger“ (1903), und „Tristan“ (1903), auf die ich in dieser Arbeit eingehen werde. Die Tatsache, dass der Künstler diese Erkenntnis besitzt, lässt sich allerdings vielfältig darstellen. Diese Darstellungen erweisen sich nicht nur als umfassend sondern auch zum Teil als widersprüchlich. Der Ich-Erzähler in „Der Bajazzo“ gibt den sozialen Kontakt auf, um sich völlig der Kunst zu begeben, obwohl er bloß ab und zu Verse schreibt. Er verfällt letztendlich und endgültig der tiefen Einsamkeit. Tonio Kröger, der große Schriftsteller, liebt das Leben, vor allem die Blauäugigen und Blonden, also die „hellen Lebendigen, [die] Glücklichen, [die] Liebenswürdigen und Gewöhnlichen.“ Er fühlt sich aber gleichzeitig von dem Leben ausgeschlossen bis er sich endlich zwischen dem Bürgertum und der Kunst, die ihn als Außenseiter ihrer jeweiligen Bereiche beurteilen, befindet. „Tristans“ Detlev Spinell hasst das Leben, das ihm eine gewisse Anständigkeit versagt. Auch wenn er Gabriele für die Kunst zurückgewinnt, so ist das Leben trotzdem der Sieger. Angesichts der beträchtlichen Mannigfaltigkeit dieser Darstellungen ist das Ziel dieser Arbeit, des Autors Künstler zu identifizieren und, wenn möglich, ihm autobiographische Züge zuzuschreiben. Eine erfolgreiche Analyse würde also zu einer unterliegenden Kongruenz zwischen diesen frühen Erzählungen führen.

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Apr 6th, 5:30 PM Apr 7th, 6:30 PM

Des Künstlers Tumult. Darstellungen in den frühen Erzählungen Thomas Manns

Turfler Room, Memorial Center, Illinois Wesleyan University

Die auffallendste Eigenschaft der frühen Werke Thomas Manns ist ohne Zweifel die Dichotomie von Künstler und Bürger. In allen Fällen dieser frühen Werke nimmt der Künstler eine besondere Stelle ein, die ihm ermöglicht, die Außenwelt, von der er ausgeschlossen ist, zu beobachten und zu beurteilen. So ist dies auch der Fall in „Der Bajazzo“ (1897), „Tonio Kröger“ (1903), und „Tristan“ (1903), auf die ich in dieser Arbeit eingehen werde. Die Tatsache, dass der Künstler diese Erkenntnis besitzt, lässt sich allerdings vielfältig darstellen. Diese Darstellungen erweisen sich nicht nur als umfassend sondern auch zum Teil als widersprüchlich. Der Ich-Erzähler in „Der Bajazzo“ gibt den sozialen Kontakt auf, um sich völlig der Kunst zu begeben, obwohl er bloß ab und zu Verse schreibt. Er verfällt letztendlich und endgültig der tiefen Einsamkeit. Tonio Kröger, der große Schriftsteller, liebt das Leben, vor allem die Blauäugigen und Blonden, also die „hellen Lebendigen, [die] Glücklichen, [die] Liebenswürdigen und Gewöhnlichen.“ Er fühlt sich aber gleichzeitig von dem Leben ausgeschlossen bis er sich endlich zwischen dem Bürgertum und der Kunst, die ihn als Außenseiter ihrer jeweiligen Bereiche beurteilen, befindet. „Tristans“ Detlev Spinell hasst das Leben, das ihm eine gewisse Anständigkeit versagt. Auch wenn er Gabriele für die Kunst zurückgewinnt, so ist das Leben trotzdem der Sieger. Angesichts der beträchtlichen Mannigfaltigkeit dieser Darstellungen ist das Ziel dieser Arbeit, des Autors Künstler zu identifizieren und, wenn möglich, ihm autobiographische Züge zuzuschreiben. Eine erfolgreiche Analyse würde also zu einer unterliegenden Kongruenz zwischen diesen frühen Erzählungen führen.